WELCHE WEITEREN BEHANDLUNGSMETHODEN GIBT ES IN DER KIEFERORTHOPÄDIE?
Außer den sichtbaren und unsichtbaren Zahnspangen setzen wir bei Bedarf folgende Behandlungsgeräte ein:
Die Herbstaaparatur ist eine Apparatur zur Korrektur einer Unterkieferrücklage bei Jugendlichen nach Überschreiten des Wachstumsgipfels.
Durch den Einsatz einer Herbstapparatur kann in manchen Fällen eine chirurgische Kieferlagekorrektur vermieden werden. Es handelt sich um eine festsitzende Apparatur. Diese besteht aus teleskopartigen Verbindungsstegen und wird zwischen Ober- und Unterkiefer eingesetzt. Mit den Teleskopen können Öffnungsbewegungen und kleine seitliche Bewegungen des Unterkiefers ausgeführt werden. Der Unterkiefer kann aber nicht mehr nach hinten ausweichen.
Die Behandlung mit dem Herbst-Scharnier erfolgt vor der festen Zahnspange.
Die SUS ist ebenfalls eine Apparatur zur Korrektur einer Unterkieferrücklage bei Jugendlichen nach Überschreiten des Wachstumsgipfels.
Die Sabbagh Universal Spring (SUS) ist ein Teleskopelement mit Feder und wird auf die feste Zahnspange aufgesteckt. Die Apparatur schiebt den Unterkiefer in seiner Lage nach vorne. Ihr Einsatz ist schonend für das Kiefergelenk, da die SUS konstant mit sanften, weitgehend horizontalen Kräften wirkt. Bei rechtzeitiger Anwendung können chirurgische Kieferlagekorrekturen vermieden werden.
Die SUS wird parallel zur festen Zahnspange eingesetzt.
Die Mara-Apparatur ist eine weitere Variante der festsitzenden Apparaturen zur Korrektur einer Unterkieferrücklage.
Die MARA (Mandibular Anterior Repositioning Appliance) bringt den Unterkiefer bei einer Rücklage nach vorne. Sie sitzt fest im Mund und ist kleiner und weniger sichtbar als das Herbst-Scharnier oder die SUS, somit wird sie vom Patienten sehr gut akzeptiert. Die Vorverlagerung des Unterkiefers erfolgt schrittweise über individuell einstellbare Vorschubstäbe.
Die Anwendung der MARA Apparatur ist unabhängig vom Zahnwechsel und der Behandlung mit einer festsitzenden Apparatur.
Der Distal Jet ist eine festsitzende, am Gaumen anliegende Apparatur zum Distalisieren (nach hinten schieben) von Molaren bei Platzmangel.
Der Distal Jet ist sozusagen die moderne Variante des geläufigen Außenbogens (Headgear). Die Lösung ist unsichtbar, da es sich lediglich um eine dünne Kunststoffplatte mit eingelassenen Drähten handelt, die am Gaumen aufliegt. Mit dem Einsatz des Distal Jets kann in einigen Fällen die Extraktion (Herausziehen) gesunder Zähne vermieden werden, da die oberen Backenzähne nach hinten geschoben werden um Platz zu gewinnen.
Der Smart Jet ist eine am Gaumen verankerte, festsitzende Apparatur zum nach vorne oder hinten bewegen von Molaren.
Eine weitere unsichtbare Alternative zum Headgear ist der Smart Jet. Damit lassen sich Zähne nach hinten oder vorne bewegen, wie auch beim Distal Jet, aber ohne die Nachbarzähne mit Gegenkräften zu belasten Dafür werden 2 Mini-Implantate zur Verankerung in den Gaumen gesetzt. Der Eingriff erfolgt in unserer Praxis unter örtlicher Betäubung. Aufgrund der besonderen Eignung des Gaumens zur Aufnahme dieser kleinen Titanschrauben empfinden unsere Patienten meistens nur ein leichtes Druckgefühl, das schon nach wenigen Tagen verschwunden ist.
Die GNE dient der Oberkiefererweiterung bei ausgeprägter Enge.
Mit der GNE kann der Oberkiefer innerhalb weniger Wochen schmerzfrei um bis zu 12 mm erweitert werden. Auch die Breite der Nasenhöhlen nimmt dabei zu und eine verkrümmte Nasenscheidewand wird begradigt – dies führt häufig zu einer Verbesserung der Atmung durch die Nase. Die Schraube wird im Mund mit einem speziellen Drahtschlüssel verstellt, der dem Patienten bzw. den Eltern mit nach Hause gegeben wird. Dies erfordert etwas Übung, deshalb erklären und demonstrieren wir das Verstellen beim Einsetz-Termin ausreichend und in aller Ruhe.